Die Kanzlerin schaltet sich in den Gebietsstreit zwischen Serbien und dem Kosovo ein - sehr zum Missfallen von Außenpolitikern in Brüssel und anderen EU-Ländern. Von Peter Müller und Christoph Schult
Es brodelt gerade an vielen Ecken auf dem Balkan: in Serbien und in Montenegro, in Albanien und in Banja Luka, der Hauptstadt der bosnischen Serbenrepublik. Gemein ist all diesen Demonstrationen, dass aufbegehrt wird gegen die autokratischen und korrupten Machtstrukturen. Auf Brüsseler Rückenwind dürfen die Demonstranten indes kaum hoffen. Von Peter Münch, Wien
Q. meint: Es brodelt gefährlich auf unserem Planeten. Ob auf dem Balkan, in Algerien, in Frankreich, Deutschland, England, Ungarn, Venezuela, Brasilien, China, USA oder sonst wo. Im Kern ist immer ein und dasselbe Muster zu erkennen, es ist die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen, die gnadenlose Umverteilung, die immer mehr Menschen von einem menschenwürdigen Dasein trennt und darum auf die Straßen treibt. Für Populisten von links und rechts sind sie allzu oft ein dankbares Opfer und eine leichte Beute. Die Massen, die durch Kapitalismus oder wahlweise Neoliberalismus untergebuttert werden, lassen sich aber nicht auf Dauer durch Fake News in Schach halten, die doch nur die wahren Ursachen der Misere verschleiern. Auch die eiserne Knute des Militärs in Zusammenarbeit mit Geheimdiensten wird das Aufstehen der Massen nicht verhindern können. Das daraus resultierende Chaos wird nicht beherrschbar sein und muss daher unbedingt vermieden werden. Es bleibt nur zu hoffen, das die Drahtzieher, Nutznießer, Korrupten, Fake-News-Schleudern, kurz die Profiteure der ungerechten Weltordnung, deren Wurzeln weit in der Vergangenheit liegen, aufwachen und begreifen, dass eine Zeitenwende ansteht, dass sie nicht dem Irrglauben verfallen, nach dem drohenden Bürgerkrieg(en) hinterher wieder die Oberhand gewinnen zu können, wie schon so oft in der Vergangenheit. Obendrein wird der Kampf gegen den Klimawandel die Lage extrem verschärfen, da die Umstellung auf eine nachhaltige Weltwirtschaft auf Dauer nicht ohne den Verlust von Arbeitsplätzen zu haben sein wird. Als ob es ein Naturgesetz wäre, dass die Erde immer genügend Arbeitsplätze zu Verfügung stellen würde, obendrein noch unter der Prämisse eines stetigen Wirtschaftswachstums. Auch die Digitalisierung wird diesbezüglich ihren Tribut fordern. Daher ist es unabdingbar, die verschiedenen Gesichtspunkt der Zeitenwende gemeinsam in Augenschein zu nehmen und ein Gesamtkonzept für unseren Planeten zu entwerfen. Der Kapitalismus bzw. Neoliberalismus hat auf der ganzen Linie versagt, mehr noch, unsere Zivillisation an der Rand den Abgrunds geführt. Daher ist eine Abkehr dieses menschenverachtenden Systems nicht nur eine Frage der Menschlichkeit und der Menschenrechte, sondern eine Frage des Überlebens unserer Zivilisation auf der Erde.
Volker Zorn (Quantologe) 2019
"Es ist naiv zu glauben, eine Hälfte der Menschheit könnte mehr oder weniger in "Frieden" leben, während die andere Hälfte sich mit einem Kampf um das nackte Überleben begnügen muss, der allzu oft verloren geht. Unfrieden entsteht durch Ungerechtigkeit. Im Sandkasten, in Familien, im Freundes- und Bekanntenkreis, im Verein, überall wo Menschen zusammen leben und miteinander zu tun haben. Auch über Städte- und Ländergrenzen hinweg. Und die nicht zu leugnende Tatsache, dass lebensnotwendige Ressourcen auf unserem Planeten ungerecht verteilt sind, lässt sich vortrefflich nutzen, um Menschen, ja ganze Völker, gegeneinander aufzuhetzen.Dies ist eine der Wurzeln des Terrorismus. Es ist daher das dringende Gebot der Stunde, entschieden Hunger und Elend auf unserem Planeten zu bekämpfen, einhergehend mit einer globalen Bildungsoffensive."
"Wir sind der Staat!": In den Ländern des Westbalkan gehen unzufriedene Menschen gegen ihre korrupten und autoritären Regierungen auf die Straße. Die EU gilt den Unzufriedenen aber nicht mehr als Hoffnung - warum nicht? Von Keno Verseck
Serben und Albaner einigen sich womöglich schon bald über die Aufteilung des Kosovo. Das könnte auch anderswo Nationalisten beflügeln - und für den ganzen Balkan gefährlich werden. Von Jan Puhl
Die Flüchtlingszahlen auf der neuen Balkanroute steigen, Ungarn bietet schon Gratisgrenzzäune an. Ein Schleuser aus Montenegro und zwei pakistanische Flüchtlinge erzählen. Aus Ulcinj, Montenegro und Shtuf, Albanien berichtet Keno Verseck
Die EU betont: Der Balkan gehört zu uns. Doch das hat die Union schon vor Jahren gesagt. Passiert ist seitdem wenig. Der Gipfel in Sofia zeigt, warum das gefährlich ist.
Geldgier, Ignoranz und zu viele Touristen: Die Stätten des Unesco-Welterbes auf dem Balkan sind bedroht - der Nationalpark Plitvicer Seen etwa durch illegale Sickergruben.Thomas Roser
Länder wie Serbien und Albanien können sich ohne europäische Perspektive kaum friedlich entwickeln. Das könnte für alle gefährlich werden. Was hindert uns, endlich zu handeln? Der Gastbeitrag.
US-Präsident Trump solle aufhören, EU-Staaten zum Austritt zu ermuntern, sagt der EU-Kommissionspräsident. Sonst drohe der Zerfall der EU - und damit Krieg auf dem Balkan.
Q. meint: Da hat Jean-Claude Juncker wohl recht mit seiner Einschätzung. Ein Auseinanderfallen der EU gefährdet uns alle.
In jedem Land des Westbalkans herrschen autoritäre Politiker und korrupte Cliquen, sie wenden sich immer mehr von Demokratie und Rechtsstaat ab. Die EU braucht sie dennoch - stabile Partner sind wichtiger als Prinzipien.
Seit Januar können Menschen aus dem Kosovo, Serbien und anderen Ländern ein Arbeitsvisum für Deutschland bekommen. Trotz strenger Regelungen ist das Programm ein Erfolg.
Der Präsident der Republika Srpska legt den bosnischen Serben ein Referendum vor, das nicht abgehalten werden dürfte. Es geht um einen Nationalfeiertag und könnte die Friedensordnung in der Region ins Wanken bringen.
21 Jahre nach Srebrenica muss die Politik für den Balkan grundlegend neu überdacht werden. Die Staaten bleiben fragil, von einem EU-Beitritt sind viele Länder weit entfernt.
Die Balkanstaaten lassen viele Flüchtlinge nicht mehr passieren. Außenminister Steinmeier wirft ihnen nun mangelnde Solidarität vor. Den Flüchtlingsdeal mit der Türkei verteidigt er.
Die Balkanroute ist geschlossen. Jetzt reagiert die ungarische Regierung und schickt mehr Soldaten und Polizisten an die Grenze. Notfalls will sie binnen zehn Tagen einen Zaun im Südosten bauen.
Die Balkanroute ist weitgehend dicht. Viele Flüchtlinge werden auf andere Routen ausweichen. Die Länder stellen sich schon darauf ein, die Schleuser ebenfalls.
Die Balkanroute ist dicht, Tausende Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest - sie werden auf andere, gefährlichere Wege ausweichen. Von dem Chaos profitieren vor allem die Schleuser.
Slowenien macht seine Grenze teilweise dicht: Lediglich 580 Flüchtlingen soll täglich die Durchreise gestattet werden. Die anderen Balkanländer und Österreich unterstützen die Tagesquote.
Die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien ist fast geschlossen, die Flüchtlingsroute verschiebt sich nach Westen. Albanische Behörden arbeiten an einem Notfallplan.
nter Führung Österreichs brechen zehn Länder mit der Politik der offenen Grenzen - gemeinsam wollen sie den Flüchtlingsstrom aus Griechenland drosseln.
Außenminister Steinmeier und Vizekanzler Gabriel sind zu einer stärkeren Sicherung der EU-Binnengrenzen bereit, um den Zuzug von Flüchtlingen zu kontrollieren. Das hatte die Bundesregierung bislang vermeiden wollen.
Österreich bietet Mazedonien Soldaten zur Grenzschließung an. Vier mitteleuropäische Staaten schmieden ebenfalls Pläne, um Flüchtlinge auf der Route zu stoppen.
Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei gehen in der Flüchtlingspolitik offen auf Konfrontationskurs zu Kanzlerin Merkel. Nach Informationen des SPIEGEL wollen die vier EU-Staaten die Balkanroute sperren.
Über die Balkanroute kommen seit dem Jahreswechsel deutlich weniger Syrer nach Europa, dafür mehr Flüchtlinge aus anderen Ländern. Deren Asylgesuche schätzt die EU-Kommission laut einem Zeitungsbericht aber zum großen Teil als aussichtslos ein.
Offiziell ist die Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien geöffnet. Doch seit heute Morgen werden kaum noch Flüchtlinge in das Balkanland gelassen. Mindestens 4000 sitzen fest
Die von Wien verkündete Obergrenze zeigt auf der Balkanroute bisher kaum Effekte. Für die Flüchtlinge wird es immer beschwerlicher. Doch aufhalten lassen sie sich nicht.
Zu Weihnachten wollen die Balkanländer die Flüchtlinge so schnell wie möglich loswerden. Doch die Zusammenarbeit der Behörden klappt nur mäßig. Und es wird immer kälter.
Slowenien fing an, Kroatien, Serbien und Mazedonien zogen nach: Sie lassen nur noch Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afghanistan durch - Tausende sind gestrandet. Nun könnten sie sich noch gefährlichere Routen suchen.
Nur wer aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kommt, darf noch weiter. Deshalb stecken viele Flüchtlinge an Grenzen auf der Balkanroute fest - und der Winter naht. Ihre Not in berührenden Bildern.
Nur wer aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kommt, darf noch weiter. Deshalb stecken viele Flüchtlinge an Grenzen auf der Balkanroute fest - und der Winter naht. Ihre Not in berührenden Bildern.
Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien lassen nur noch Syrer, Afghanen und Iraker einreisen. Die Trennung nehmen Grenzbeamte offenbar nach dem Aussehen der Flüchtlinge vor.
Serbien, Kroatien und Mazedonien wollen nur noch Flüchtende aus Syrien, dem Irak und Afghanistan über ihre Grenzen lassen. Sie befürchten eine Abschiebewelle aus Deutschland.
Die Flüchtlinge kommen derzeit immer schneller über den Balkan nach Mitteleuropa. Deswegen warnen die Sicherheitsbehörden laut einem Bericht vor "Panik und Chaos" an den Grenzen.
Sie haben es von ihrer Heimat bis nach Serbien geschafft und ziehen weiter: Was Menschen auf der Flucht erlebt haben, wohin sie wollen und wovon sie träumen.
Die "Balkanisierung Europas" ist kein Untergangsszenario, sondern das Beste, was uns passieren kann. Unter demokratischen Vorzeichen ist sie sogar der einzige Weg.
Von einer Grenze zur nächsten: Zehntausende Flüchtlinge passieren weiterhin den Balkan. Die Länder werfen sich gegenseitig Versagen vor. Grünen-Politikerin Göring-Eckardt war vor Ort - und fordert mehr Kooperation von den EU-Anrainern.
Der 17-Punkte-Plan aus Brüssel sieht 100.000 Plätze für Flüchtlinge und besseren Grenzschutz durch Frontex vor. EU-Kommissionschef Juncker spricht von "Grenzmanagement".
EU-Kommissionspräsident Juncker will das Chaos auf der Balkanroute eindämmen, er verlangt ein Ende der Politik des Durchwinkens. Doch Bulgarien, Rumänien und Serbien wollen keinesfalls Flüchtlinge langfristig aufnehmen.
Brennende Zelte, frierende Kinder, die unter freiem Himmel schlafen – und immer mehr Menschen kommen. An der slowenisch-kroatischen Grenze bricht die Kontrolle zusammen.
Auf der Balkanroute herrscht Chaos, in der Ägäis kommen mehr Flüchtlinge an als je zuvor. Fast alle ziehen weiter nach Deutschland. Die Zuwandererzahlen werden kurzfristig nicht sinken.
Der Winter kommt, der Treck über die Balkanroute wird immer beschwerlicher. Besonders dramatisch ist die Lage in Slowenien. Dort sind die Einsatzkräfte überfordert, die Flüchtlinge in großer Not - in einem Lager brannten nun Zelte.
Ungarn, Bulgarien und Griechenland setzen auf Grenzzäune zur Abschreckung. Auch die deutsche Polizei denkt darüber nach. Doch Abschottung wird nicht funktionieren.
Der umgeleitete Flüchtlingsstrom bringt Slowenien an seine Grenzen. Menschen warten in Aufnahmelagern in Kroatien und in Bussen in Serbien auf ihre Weiterreise.
Ungarn hat die Grenze zum Nachbarland geschlossen. Die Flüchtlingsroute verlagert sich: In Slowenien berät der nationale Sicherheitsrat, Österreich verlegt Soldaten.
Noch immer sind Tausende auf der Balkanroute unterwegs. Ungarns Grenzzaun hat nichts bewirkt, im Gegenteil: Die Angst vor einer Abschottung bringt noch mehr Flüchtlinge.